Nach meinem Wechsel von Firma PFAFF Industrienähmaschinen AG zu Schuhfabrik Ferdinand Richter GmbH war ich als Leiter der Abteilung Instandhaltung und Bau von Maschinen für die Schuhfertigung tätig.
In den ersten Jahren befasste sich unsere Abteilung neben der Instandhaltung mit der Verbesserung der bestehenden Maschinen für die Schuhproduktion. Die Maßnahmen waren die Beseitigung von konstruktiven Mängeln, Austausch von veralteten, störungsanfälligen Kontaktsteuerungen durch eigenentwickelte, programmierbare Steuerungen. Dies hatte den Vorteil, dass neben den geringeren Stehzeiten durch Störungsausfälle, die Maschinen auf bessere Leistung und Qualität getrimmt werden konnten. Die frei werdende Zeit in der Abteilung konnte mehr und mehr für den Bau von Vorrichtungen und Geräten zur Steigerung der Leistung und Qualität bei der Produktion von Schuhen und Stiefel genutzt werden
1986 - Besuch der Schuhfabrik Hartjes mit Hr. Staudt – Besichtigung eines Gehsimulators 2-stellig mit elektronischer Schrittzähler und 2 Feuchte - Messstellen. Einsatzbereich: Qualitätskontrolle und laufende Fertigungskontrolle. 1 Paar Schuhe wurde mit konstanter Drehzahl schnell im Wasser geknickt. Abschaltung nach einer voreingestellten Anzahl von Schritten (Step - counter).
1989 - Überlegung und starkes Drängen von Firmenchef KR Herbert Richter zum Bau eines Gehsimulators für Messen zu Demonstrationszwecken der Qualitätssicherung. Das Thema war interessant, die Termine aber leider zu kurzfristig, das Gehen im Wasser wurde nicht realisiert.
1990 - Zusammenarbeit mit Sympatex Technologies Wuppertal – Hr. Haderlein, Überlassung eines Schaltplans mit OPVs zur Feuchtemessung.
1991 - Hauptsächliche Freizeitbeschäftigung (aus Zeitgründen privat realisiert): Eigenentwicklung einer Messeinrichtung um auch eine größere Anzahl Feuchte- sensoren parallel verarbeiten zu können.
Konstruktion und Bau von 2 statischen Dichtprüfgreäten mit
Hr. Elmecker – Messung an je 8 Stellen im Schuh, Anfertigung von
linienförmigen Feuchtesensoren für die Feuchtetests im Schuh, um die
Problemstellen möglichst großflächig zu erfassen. Prüf- und
Undichtanzeige mittels Leuchtdioden in Sohlenform.
Die Nachteile der statischen Wasserdichtprüfung mit dieser
Testeinrichtung lagen auf der Hand: Sie konnten allfällige leichte
Verabeitungsmängel nicht aufdecken. Schuhe wurden bis zu 24 Stunden im
Wasser getestet und wurden von der Testeinrichtung als wasserdicht
bewertet. Ein Folgetest mit einem dynamischen, den Schuh im Wasser
flexenden Gehsimulator, brachte jedoch fallweise Undichtheiten schon
nach einem einstündigen Test zutage.
Ein anschließendes vorsichtiges Zerlegen des Schuhs mit Analyse der
Ursache des Wassereintritts bedeutete einen hohen Aufwand. Dieser
Aufwand war aber gerechtfertigt. Durch eine laufende Steigerung der
Qualität bei Richter Schuhen konnten auch Marktanteile gewonnen werden.
Das Halten des erreichten Qualitätsstandards bedeutet natürlich auch
eine sehr geringe Reklamationsquote bei der Footwear der Fa. Shoe and
Shirt.
Der Durchbruch gelang mit der Entwicklung von Sensoren, welche sehr präzise eine Undichtheit des Schuhs feststellen können. Diese Mess - Sohlen in Form einer Brandsohle mit je 8 Messlinien können sogar unterscheiden, ob das Wasser durch den Schuh eingedrungen ist (bedeutet undicht), oder ob es von oben eingeschwappt oder eingefüllt wurde (bedeutet weiterhin dicht).
1993 - ab diesem Zeitpunkt war die Zeit reif für eine Zusammenarbeit mit Sympatex Technologies Wuppertal – Entwicklung eines Walking Simulator zum Schuhtest für das Sympatex - Prüfinstitut . Ausstattung: 256 Messlinien prüfen 32 Schuhe gleichzeitig, mit einstellbarer Prüfzeit, einstellbarer Geschwindigkeit, automatischer Ergebnisspeicherung bis zu 30 Tests, Bedienung der Testmaschine und Visualisierung der Testergebnisse mittels PC.
Aus den Erfahrungen mit dieser großen, sehr teuren Prüfmaschine im Sympatex Prüflabor enstand die Idee, einen kleinen tragbaren Gehsimulator (Flextest Gerät) zu einem günstigen Preis für Schuh - Produktionen, Schuh - Entwicklungsabteilungen und Schuh - Händler zu entwickeln. Die Knickbewegung sollte genau an die natürliche Gehbewegung angepasst werden und nicht durch Hochdrücken der Schuhspitze erfolgen.
1996 - Es entstand ein tragbares Testgerät mit 25 Kg Gewicht für 2 Paar Schuhe mit insgesamt 32 Messpunkten (Messlinien), einstellbarer Schrittgeschwindigkeit, einstellbarem Knickwinkel von 0 bis 27 Grad, Anzeige Testergebnis auf 2-zeiligem LCD Display, oder Ausgabe und Speicherung des Protokolls auf PC über RS232 Schnittstelle. Der Gehsimulator selbst speichert automatisch intern die letzten 7 Testergebnisse. Somit können die Berichte auch zeitversetzt abgerufen werden.
Nach Fertigstellung des Gehsimulator Prototyps erfolgten zahlreiche Langzeittests im Sympatex Prüflabor in Wuppertal. Herr Ballmann gab uns in dieser Zeit viele Tips zur Verbesserung des Schuhtesters. Danach wurde lange Zeit bei Fa. Salamander AG in Kornwestheim getestet und Erfahrungen gewonnen. Sehr viele Verbesserungsvorschläge kamen daher auch von Fa. Salamander AG durch Herrn Paul Raith, welche wir leider erst so nach und nach realisieren konnten
1998 - Implementierung der Englischen Sprache für Bedienung und Auswertung der Testergebnisse. Für eine ausgereifte Abstimmung der Messeinrichtung, sowie der Optimierung der Mechanik, machte auch Hr. DI(FH) Keidel mit seinem Fachwissen und seiner Erfahrung bei vielen Sympatex Kunden immer wieder wertvolle Vorschläge.
2001 - Gehäuse in Edelstahlausführung.
2003 - Konstruktionsverbesserung zur Verringerung des Spritzverhaltens bei schnellen Flexungen.
2006 - Erlangung des Calibration Certifcates Nr.: 17181 durch die staatlich zertifizierte Fa. ISOCAL
2006 - Eintragung im Nato Codifizierungssystem Nato Master Cross Referenz list Nr .; 2296N, Versorgernummer 6635-41-000-0368
2013 - Erweiterung zur Klimaprüfung im Schuh mit Temperaturverlauf-Diagrammerstellung.
2017 - Erweiterung Biegetest für Sandalen Lebensdauer.
2018 - Erweiterung mit Feuchtemessung an Schaftkante und Lasche zur Feststellung der Hydrophobierung des Obermaterials.
Bereits seit langer Zeit werden mehrere tragbare Gehsimulatoren auch von Fa. Deichmann Schuhe zur Prüfung von Qualität und Lebensdauer des Wareneingangs von Footwear eingesetzt, weil man die Endkunden durch eine geprüfte Qualität begeistern möchte.
Einsatz bei Fa. Rosenbauer Feuerwehrausstatter zum täglichen Überprüfen der Qualität ihrer Feuerwehrstiefel und -schuhe. Die Maschine zum Prüfen der Schuhe wird auch auf Feuerwehrmessen ausgestellt, um die Qualitätssicherung ihrer Footwear zu zeigen.
Einsatz zum Überprüfen der Footwear bei Arbeitsschuh - Produzenten.
Einsatz zur Qualitätssicherung in fernen Lohnfertigungen. Probleme mit Maschinen wie ausgefallene Heizpatronen, zu wenig aktivierte Klebstoffe oder zu geringer Anpressdruck werden durch die in den Berichten verwendete Benennung der getesteten Bereiche im Schuh wie " Gelenk aussen undicht " , " Ballen aussen undicht" , " Spitze aussen undicht" , "Spitze undicht" , " Spitze innen undicht " , " Ballen innen undicht " , " Gelenk innen undicht " , " Ferse undicht " frühzeitig erkannt. Zusammen mit der der zeitlichen Information des Auftretens der Undichtheit und der Anzahl der Flexungen erleichtert es das Setzen von Maßnahmen zum Verbessern der Qualität in der Schuhfertigung.